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12
Sep.

BUSINESS BRAUCHT VERÄNDERUNG. BUSINESS BRAUCHT HERZ. (1)

gepostet von Ilka Prinz

Unsere Zeit. Sie ist schnelllebig, turbulent, manchmal brutal und doch eröffnen sich uns Möglichkeiten, die wir vor 20, 30, 50 Jahren nicht einmal erahnt haben. Niemals vorher in unserer Geschichte hat sich in kurzer Zeit so viel getan, verändert, wurde so schnell so viel erfunden wie in den letzten 20 Jahren. Schauen Sie sich um. Ist das nicht irre, was die Technik uns ermöglicht – Fluch und Segen zugleich?

Gleichzeitig erlebe ich in all dieser Fülle Orientierungslosigkeit, Kurzatmigkeit, geschäftige Hektik. Druck und Anforderungen, Angst und Kampf nehmen zu. Es reicht nicht mehr dass sie sich überschlagen, dass jeder sein Bestes gibt, dass Überstunden über Überstunden angesammelt werden, dass man Urlaub erreichbar ist, um danach Kartons von e-mails abarbeiten zu müssen.

Was ist los? Wie lange soll das noch so weitergehen und wie lange soll es noch eine Steigerung der Steigerung geben? Ich beobachte und stelle mir diese Fragen und wenn ich sie anderen – den Betroffenen – stelle, dann erhalte ich ein müdes Achselzucken. Der Run im Hamsterrad ist automatisiert worden, keine Zeit, über diesen Wahnsinn nachzudenken. Es gibt Wichtigeres. Keine Zeit, kritisch zu hinterfragen, geschweige denn, etwas zu verändern. Wie denn auch?

Die Krux

Ist Ihnen schon einmal bewusst geworden, dass wir seit mehreren Jahren neue – absolut neue – Herausforderungen im täglichen Miteinander mit alten Konzepten meistern möchten? Ist Ihnen schon einmal die Idee gekommen, dass es an der Zeit ist, unser bisheriges Denken zu hinterfragen und zwar so, dass wir sogar bereit sind, Überzeugungen auf den Kopf zu stellen, an die wir glauben, von denen wir (eigentlich) überzeugt sind? Es kann doch nicht sein, dass wir, wenn etwas nicht funktioniert, meinen, wir müssten nur die Taktik ausfeilen, mehr machen, schneller machen und dann würde es schon klappen! Für einen Schwimmer, der Weltmeister werden will, ist ein Mehr an Training vielleicht gar nicht die Lösung. Vielleicht sind für seinen Sieg ganz andere Parameter entscheidend.

Albert Einstein sagte einmal, dass man Probleme niemals mit derselben Denkweise lösen könne, wie sie entstanden seien. Warum also nicht „einfach“ unsere Denkweise ändern? Warum nicht einfach einmal davon ausgehen, dass das Grundaxiom, mit dem wir meinen die Probleme von heute lösen zu können, nicht mehr gültig ist? Warum nicht ein anders festlegen?

Z.D.F. – Alte Muster helfen nicht mehr weiter

In dieser Welt, die unbeständiger, komplexer, unvorhersehbarer und vielschichtiger geworden ist, können wir (uns) mit der herkömmlichen Denkweise nicht mehr führen. Nur mit Zahlen, Daten, Fakten, die in der „alten Welt“ die Basis für unsere Entscheidungen waren, kommen wir nicht mehr weiter. Die Welt verändert sich schneller als die meisten von uns hinzulernen können. Das erzeugt Stress und Stress erzeugt Unsicherheit. Das wiederum bedeutet, dass auf alte, bekannte Verhaltensweisen zurückgegriffen wird. Im Stress und in der Unsicherheit ist keine Zeit, neues Verhalten auszuprobieren und Experimente zu wagen. Das alte Verhalten jedoch greift zu kurz und wir stoßen  – wieder einmal – an unsere Grenzen. Genau vor dieser Herausforderung steht heute jeder Einzelne und jede Organisation: In turbulenten Zeiten neues Verhalten lernen. Um sich jedoch anders zu verhalten, anders zu handeln, darf umgedacht werden. Denn unser Verhalten also unser Handeln wird von unserem Denken bestimmt.

Die Höhe des Reifegrades von Managern und Führungskräften ist in dieser Zeit eine unerlässliche Voraussetzung, um diese Heraus- und Anforderungen zu meistern. Führungskräfte von heute müssen den Mut haben, alte Muster in Frage zu stellen und zu unterbrechen. Dafür ist das Fachwissen in Form von Kenntnissen, Modellen, Theorien sekundär. Dennoch werden Führungskräfte immer noch nach ihrem Fachwissen ausgewählt und nicht nach Ihrer Führungs-Reife. Wissen jedoch verändert sich inzwischen quasi von heute auf morgen und hat nicht ausschließlich etwas mit der nötigen Reife zu tun, die Führungskräfte – egal auf welcher Ebene – benötigen.

Von mehr Wissen zu mehr Sein zu mutigem Handeln

Reife entsteht aus dem Sein und Sein braucht Bewusstsein. Bewusstsein über die eigene Identität, die eigene Rolle für das Team, das Unternehmen. Reife reift durch ein stetig gefestigtes Selbstbewusstsein, das weit von Coolness und Emotionslosigkeit entfernt ist. Daraus wiederum entsteht der Mut zum Handeln – einer zweiten wichtigen Voraussetzung, um auf den Herausforderungen unserer Zeit wie auf einer Welle zu surfen. Handeln heißt jedoch nicht handeln in alten Mustern. Vielmehr muss Neues ausprobiert werden. Diese Ergebnisse dürfen dann ausgewertet und bei Bedarf korrigiert werden. Dabei wird die Expertise eines jeden Mitarbeiters genutzt. Anweisungen von oben nach unten durchzureichen – war gestern. Hierarchien dürfen sich verändern – jedoch nicht, weil irgendjemand das sagt, sondern aus tiefster Überzeugung. Führungskräfte dürfen von Weisungsgebern zu Ermöglichern und Unterstützern werden.

Steve Jobs sagte einmal: „Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen zu sagen, was zu tun ist. Wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen, was zu tun ist.“ Jeder, der als Unternehmer oder Führungskraft bei dieser Aussage stutzt, dem lege ich ans Herz, seine Einstellung zu seinen Mitarbeitern zu überprüfen. Zum zweiten ermutige ich dazu, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten – es geht hier um das Hinterfragen und Präzisieren der eigenen Rolle und der eigenen Gefühle.

Ja, so ungemütlich es erscheinen mag, aber das Business von heute braucht mehr Gefühl – und ich meine nicht mehr Gefühlsduselei. Sie werden auch im Business-Kontext nicht mehr verhindern können, jeden Menschen zu sehen und ihn als solchen zu schätzen. Ja, Menschen möchten gesehen, wahrgenommen und geschätzt werden – als Menschen und nicht als „Arbeitstiere“. Jeder ist einzigartig, besonders, unnachahmbar, unnachmachbar, als Persönlichkeit nicht ersetzbar. Als Führungskraft haben Sie die Aufgabe, die Ressourcen, das Potenzial, die innere Größe Ihrer Mitarbeiter zu entdecken und zum Vorschein bringen. Dafür sollten Sie sich zunächst Ihrer selbst bewusst sein.

Was würde passieren, wenn Sie Ihre eigene Angst oder Besorgnis klar hätten und sie nicht als Druck in Form von rhetorisch mehr oder weniger geschliffenen Worten an Ihre Mitarbeiter weitergeben würden? Was würde passieren, wenn Sie nicht mehr Spielball anderer Interessen wären, sondern tatsächlich vorangehen würden – aus dem Herzen und nicht aus der Leistungsangst? Was würde passieren, wenn Wertschätzung nicht als  eine intellektuelle Worthülse aus Ihrem  Kopf sondern als ein Fundament aus Ihrem Herzen käme? Was würde passieren, wenn Sie jeden in seiner eigenen Verantwortung lassen würden und die Suche nach dem Schuldigen, als wären wir im Sandkasten, endlich ein Ende hätte?

Was würde passieren, wenn weniger die Angst vor Fehlern und mehr die Freude für neue Wege regieren würde? Was würde passieren, wenn auch der Mensch und nicht nur die Aufgabe im Vordergrund stünde? Was würde passieren, wenn sich jeder für den anderen von ganzem Herzen interessieren würde? Was würde passieren, wenn Führungskraft sein nicht nur ein Job wäre, sondern eine Passion im Sinne der Menschen? Was würde passieren, wenn Gefühle im Business nicht als Tabu sondern als Juhu und zutiefst menschlich angenommen werden würden?

Business trifft Herz. Es wird Zeit von einer intellektuellen Ebene ins Herz zu gehen – wahrhaft zu sehen, zu erkennen, zu fühlen. Mehr Sein. Mehr Handeln. Mutig. Zum Wohle aller.

Business braucht Veränderung! Business braucht Herz!